Ab dem 1. April ist der Konsum und Anbau von Cannabis in Deutschland für den privaten Gebrauch legal. Während bereits Einzelpersonen bis zu drei Pflanzen zu Hause anbauen dürfen, stehen in den kommenden Monaten größere Schritte bevor: Ab dem 1. Juli sollen nicht-gewerbliche Anbauvereinigungen gegründet werden, um gemeinschaftlich größere Mengen Cannabis legal anzubauen. In Berlin laufen die Vorbereitungen für den ersten Cannabis Social Club bereits auf Hochtouren.
Cannabis Social Club Berlin plant Gewächshaus für 1.000 Pflanzen
Im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellersdorf steht der Cannabis Social Club Berlin kurz vor dem Start seines ersten Anbauprojekts. Auf einer umzäunten Grünfläche neben einem unscheinbaren Firmengebäude soll bald ein Hightech-Gewächshaus entstehen. Das geplante Gebäude wird eine Größe von 330 Quadratmetern haben, in dem unter strengen Auflagen rund 1.000 Cannabispflanzen gedeihen sollen. Die Halle wird mit LED-Beleuchtung, automatisierter Bewässerung und Belüftung ausgestattet sein, um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten.
„Wir wollen hier in vier Parzellen vier verschiedene Cannabissorten anbauen, und später sollen es mindestens zwölf werden“, erklärt der Vereinsvorsitzende Torsten Dietrich. Der Club hofft, spätestens Anfang des nächsten Jahres die erste Ernte einzufahren und seinen Mitgliedern hochwertiges Cannabis anbieten zu können.
Deutschlandweit steigendes Interesse an Cannabis-Clubs
Neben dem Cannabis Social Club in Berlin wächst das Interesse an der Gründung solcher Vereine bundesweit. Der Verband Cannabis Anbauvereinigungen Deutschland (CAD) berichtet von über 100 bestehenden Clubs, die sich bereits mit der Thematik Cannabis als Genussmittel beschäftigen. Weitere 200 befinden sich derzeit in der Gründungsphase. Viele dieser Vereine werben aktiv um Mitglieder, um gemeinsam den legalen Anbau zu ermöglichen.
Das Interesse ist enorm: In Berlin hat der Cannabis Social Club bereits 4.800 Mitglieder, obwohl die maximale Zahl auf 500 pro Verein begrenzt ist. Über 1.000 Personen stehen derzeit auf der Warteliste, und auch in anderen Städten wie Lübeck, Duisburg und München ist die Nachfrage überwältigend.
Herausforderungen und Qualitätssicherung
Die Cannabis-Clubs versprechen nicht nur legale Abgabemengen, sondern auch bessere Qualität als auf dem Schwarzmarkt. Die Pflanzen werden frei von Streckmitteln und Schadstoffen angebaut, und die Qualität soll durch Labortests gesichert werden. Der Berliner Club arbeitet dafür eng mit dem Analytischen Zentrum Biopharm zusammen, das auf die Prüfung von Medizinalcannabis spezialisiert ist. Dort werden künftig die THC- und CBD-Gehalte sowie mögliche Schadstoffrückstände untersucht.
Trotz dieser positiven Aussichten gibt es zahlreiche bürokratische Hürden. Die Clubs müssen hohe Investitionen tätigen, Schulungen für Präventionsbeauftragte organisieren und strenge Lizenzauflagen erfüllen. Diese Herausforderungen führen dazu, dass einige Vereine zögern, eine Anbaulizenz zu beantragen.
Erste Ernte voraussichtlich im nächsten Jahr
Wenn alles nach Plan verläuft, könnte die erste legale Cannabisernte in Deutschland Ende des Jahres erfolgen. Torsten Dietrich vom Cannabis Social Club Berlin erwartet jedoch, dass sich die Ernte bis ins Frühjahr 2025 verzögern könnte. Bis dahin bleibt noch viel zu tun – der Start des großflächigen Anbaus markiert einen bedeutenden Schritt in der Umsetzung des neuen Cannabisgesetzes in Deutschland.