Magdeburger Schüler lernen spielerisch über Cannabis – Präventions-Planspiel erstmals getestet
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Bildquelle: Bild von Stay Regular auf Pixabay

In Magdeburg wurde ein bundesweit entwickeltes Planspiel zur Cannabis-Prävention erstmals mit Schülern getestet. Das präventive Rollenspiel wurde speziell entwickelt, um Jugendlichen auf spielerische Weise Informationen über die Risiken und Folgen von Cannabis zu vermitteln – eine Droge, die durch die Legalisierung in Deutschland seit April 2024 zunehmend in den Alltag der Jugendlichen rückt. Die Siebtklässler des Editha-Gymnasiums nahmen an dem Projekt teil und schlüpften in verschiedene Rollen, um Pro- und Contra-Argumente zu Cannabis zu erarbeiten und zu diskutieren.

Rollenwechsel als Lernansatz

Das Planspiel, das vom „Marktplatz der Gesundheit“ – einer Plattform für kommunale Gesundheitsprävention – entwickelt wurde, bot den Schülern die Möglichkeit, für einen Tag in die Rollen von Polizisten, Drogenberatern, Eltern, Politikern und sogar Mitgliedern eines fiktiven „Vereins der Kifferfreunde“ zu schlüpfen. Ziel war es, das Thema Cannabis aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und den Jugendlichen so eine umfassende und differenzierte Sichtweise auf die Droge zu vermitteln.

Die Schüler hatten Zugang zu umfangreichen Informationsmaterialien wie Broschüren und Videos, die ihnen halfen, sich in ihre Rollen einzufinden und fundierte Argumente zu entwickeln. Am Ende des Tages präsentierten sie ihre Erkenntnisse und tauschten sich über ihre Rollen und Sichtweisen aus. Dieser interaktive und praxisnahe Ansatz hebt sich deutlich von klassischen Vorträgen oder Frontalunterricht ab, da die Jugendlichen aktiv in den Lernprozess eingebunden wurden.

Wünsche der Jugendlichen: Mehr Vorbilder und Aufklärung

Im Verlauf des Planspiels wurden verschiedene Argumente und Perspektiven zum Thema Cannabis erarbeitet. Maja Michael, Apothekerin der Westernplan-Apotheke in Magdeburg und Mitbetreuerin des Projekts, bemerkte, dass viele Schüler den Wunsch nach klaren Vorbildern äußerten. „Wenn sie nicht kiffen sollen, dann sollten es auch die Eltern nicht tun“, wurde von den Jugendlichen häufig gefordert. Dieser Wunsch nach einem vorbildlichen Verhalten seitens der Erwachsenen zeigt, wie wichtig es für die Jugendlichen ist, klare und konsistente Regeln und Normen zu erfahren.

Zudem betonten viele Schüler die Notwendigkeit einer Entstigmatisierung des Cannabis-Konsums. Sie sprachen sich für anonyme Beratungsstellen aus, die ihnen eine vertrauliche Anlaufstelle bieten könnten, um über den Konsum und seine Risiken zu sprechen. Diese Forderung nach mehr Aufklärung und Unterstützung wurde von den Betreuern des Projekts begrüßt, da sie zeigt, dass die Schüler ein ernsthaftes Interesse daran haben, informiert zu werden und verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen.

Cannabis als aktuelles Thema unter Jugendlichen

Mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist die Droge verstärkt in den Fokus der Jugendlichen gerückt. Das bestätigen auch aktuelle Studien, die zeigen, dass etwa 22 Prozent der Magdeburger Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben. Apothekerin Maja Michael unterstrich, dass es in der Präventionsarbeit vor allem darum gehe, die Schüler frühzeitig über die gesundheitlichen Folgen des Cannabis-Konsums aufzuklären. „Im Vordergrund steht die ausreichende Information über Cannabis, die Folgen und die Auswirkungen auf den Körper“, sagte sie. Vor allem bei jungen Menschen, deren Gehirn noch nicht vollständig entwickelt ist, könne regelmäßiger Cannabiskonsum ernsthafte Schäden verursachen.

Markus Laurenz, Gründer des „Marktplatzes der Gesundheit“ und Organisator des Planspiels, erklärte, dass die siebte Klasse ein optimaler Zeitpunkt sei, um mit präventiver Arbeit zu beginnen. „Die Schüler haben meist schon von Cannabis gehört, sind in der Pubertät und hatten oft noch keinen intensiven Kontakt damit“, sagte er. Durch das frühzeitige Ansetzen solcher Präventionsmaßnahmen erhofft sich Laurenz, dass die Jugendlichen in die Lage versetzt werden, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich der Risiken des Cannabiskonsums bewusst zu werden.

Präsenz von Cannabis im Alltag der Schüler

Dass Cannabis längst nicht mehr nur ein Randthema ist, zeigte sich auch in den Gesprächen der Schüler während des Planspiels. Der zwölfjährige Nikolas berichtete, dass er ältere Schüler vor dem Schulhof beim Kiffen gesehen habe. Seit der Legalisierung sei das Thema deutlich präsenter, und die Medien berichteten regelmäßig darüber. Auch die 13-jährige Emily bestätigte, dass Cannabis nun ein häufiges Gesprächsthema unter Jugendlichen sei. Beide Schüler fanden es spannend, im Planspiel verschiedene Perspektiven einzunehmen und mehr über die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu lernen – wie etwa die zulässige Anzahl an Pflanzen, die im Haushalt angebaut werden dürfen.

Cannabis-Planspiel soll an weiteren Schulen erprobt werden

Das Planspiel am Editha-Gymnasium war das erste dieser Art in Magdeburg, doch die Organisatoren haben bereits Pläne, es an weiteren Schulen durchzuführen. Maja Michael betonte, dass das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt weiter ausgebaut werden solle, um noch mehr Jugendliche zu erreichen. „Wir wollen das Projekt gerne in Zusammenarbeit mit der Stadt weiter in Magdeburg verbreiten“, sagte sie.

Auch die Lehrkräfte des Editha-Gymnasiums zeigten sich von dem Konzept überzeugt. Thomas Dettler, Geschichts- und Physiklehrer und Klassenleiter einer der beteiligten siebten Klassen, lobte die praxisnahe Herangehensweise. „Diese Art der Aufklärung ist auf jeden Fall lohnenswert. Eine Expertin vor Ort zu haben ist sehr hilfreich, da wir Lehrkräfte dieses fundierte Wissen nicht immer nachweisen können“, erklärte er.

Fazit: Aufklärung mit neuen Ansätzen

Das Cannabis-Planspiel in Magdeburg zeigt, wie wichtig es ist, Jugendliche frühzeitig und praxisnah über die Risiken und Folgen von Cannabis aufzuklären. Durch den interaktiven Ansatz wurden die Schüler aktiv in den Lernprozess eingebunden, was zu einem tieferen Verständnis und einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema führte. Die positiven Reaktionen der Schüler und Lehrkräfte unterstreichen, dass solche Präventionsprojekte auch an anderen Schulen erfolgreich umgesetzt werden können.

Redaktion

Geschrieben von HaZ Lena Rauch
gepostet in Allgemein
am Donnerstag, 19.09.2024