Andreas Philippi, Niedersachsens Gesundheitsminister, möchte eine umfassendere Diskussion über den Umgang mit Suchtmitteln wie Tabak und Alkohol anstoßen. Seine Vorschläge umfassen eine deutliche Erhöhung der Tabaksteuern sowie ein Werbeverbot für Alkohol und Tabakprodukte. Angesichts der hohen gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Stoffe sei eine offene Debatte über ihre Risiken und die gesellschaftlichen Kosten dringend notwendig.
Erhöhte Zigarettenpreise und striktere Regulierungen
Philippi plädiert für eine spürbare Anhebung der Zigarettenpreise. Der aktuelle Durchschnittspreis von sieben bis acht Euro pro Packung sei zu niedrig, so der Minister. „Zehn oder elf Euro pro Packung wären angemessen“, erklärt er. Die zusätzlichen Einnahmen aus dieser Steuererhöhung sollen in Präventionsprogramme fließen, um die gesundheitlichen Folgen des Rauchens besser bekämpfen zu können. „Die steigenden Kosten für die Gesundheitssysteme durch Rauchen erfordern ein starkes Signal“, betont Philippi.
Werbeverbot für Tabak und Alkohol
Neben der Preiserhöhung setzt sich Philippi für ein vollständiges Werbeverbot für Tabak und Alkohol ein. Werbung vermittle insbesondere Jugendlichen den falschen Eindruck, dass diese Substanzen harmlos seien. „Kinder und Jugendliche entwickeln keine natürliche Distanz zu Tabak und Alkohol, wenn sie regelmäßig Werbung sehen“, warnt Philippi. Studien hätten gezeigt, dass Werbung den Konsum dieser Produkte fördere und das Risiko von Abhängigkeit und gesundheitlichen Schäden steigere.
Alkohol ab 18 Jahren und Reform des Jugendschutzes
Ein weiteres Thema, das Philippi anstößt, ist eine Erhöhung des Mindestalters für den Alkoholkonsum auf 18 Jahre. Derzeit dürfen Jugendliche ab 16 Jahren in Deutschland Bier und Wein konsumieren, was der Minister für überholt hält. „Das sogenannte begleitete Trinken, bei dem 14-Jährige in Anwesenheit ihrer Eltern Alkohol konsumieren dürfen, ist nicht mehr zeitgemäß“, argumentiert Philippi. Angesichts der aktuellen Debatten über Cannabis-Legalisierung sei es paradox, dass Jugendliche in der Öffentlichkeit Alkohol trinken dürfen, während der Konsum von Cannabis ab 18 Jahren geregelt sei.
Der Umgang mit Corona und Freiwilligkeit von Masken
Neben dem Fokus auf Tabak und Alkohol äußert sich Philippi auch zur aktuellen Corona-Lage. Trotz eines Anstiegs der Infektionszahlen betont er, dass eine Rückkehr zur Maskenpflicht unwahrscheinlich sei. „Eine freiwillige Nutzung von Masken, besonders in der kalten Jahreszeit oder in engen Räumen, schadet jedoch nicht“, erklärt der Minister. Damit könnten nicht nur Corona-Infektionen, sondern auch andere Atemwegserkrankungen eingedämmt werden.
Keine Bußgelder für verpasste Arzttermine
Zu den jüngsten Forderungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Bußgelder für Patienten einzuführen, die Arzttermine unentschuldigt nicht wahrnehmen, äußert sich Philippi kritisch. „Das ist völliger Quatsch“, sagt er und argumentiert, dass die meisten Menschen ihre Termine absagen würden, wenn sie verhindert seien. „Ein Bußgeld von 50 Euro ist unangemessen und verursacht nur unnötigen Verwaltungsaufwand“, so der Minister.
Fazit: Philippi fordert klarere Regelungen
Mit seinen Vorschlägen setzt Andreas Philippi klare Signale für strengere Regulierungen von Suchtmitteln und fordert eine gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit Alkohol und Tabak. Ob seine Forderungen politisch durchsetzbar sind, bleibt abzuwarten, doch sie haben das Potenzial, die gesundheitspolitische Diskussion in Deutschland nachhaltig zu beeinflussen.