Die Hanf Zeitung
Der industrielle Hanfmarkt ist in den USA noch nicht entwickelt genug, um Profit abzuwerfen

Hanf, die alte Kulturpflanze, hat das Potenzial, viele Aspekte unserer industrialisierten Welt zu verändern. Warum also hat er sich noch nicht durchgesetzt? Woran hapert es?

Die Hanfindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika sieht sich derzeit einem starken Abschwung gegenüber, und viele Landwirte sehen keine Zukunft für den Anbau der Pflanze, zumindest nicht im Moment. Die CBD-Industrie sieht sich mit einer Übersättigung, einer Überregulierung durch das Landwirtschaftsgesetz und einem Preisverfall konfrontiert, der sich auf den gesamten Markt auswirkt (genau wie die Cannabisindustrie in Kalifornien!). Auf der anderen Seite kann der Markt für Industriehanf aufgrund der Vorschriften und der mangelnden Markttiefe kaum in Gang kommen – letzteres deutet auf ein größeres Problem im Zusammenhang mit der Finanzierung bzw. deren Fehlen hin. So kämpfen die amerikanischen Landwirte aktuell um die Zukunft.

Zum Vergleich: Mit der Farm Bill wurde Hanf 2018 in den USA legalisiert. Damals war die Stimmung euphorisch und die Landwirte bauten zügig Hanf an, um ein Stück vom Kuchen zu erhalten. Vier Jahre später suchen die Hanfproduzenten nun nach anderen Möglichkeiten, ihre Ernte über CBD hinaus zu verwerten. Man sollte meinen, dass es einfach wäre, den Hanf zu anderen Industriegütern zu verarbeiten. Aber sowohl der Markt ist noch nicht bereit für Industriehanf, als auch die Industrie. So gibt es derzeit in den USA nur wenige Hanfverarbeitungsanlagen – laut New Frontier Data waren es im Jahr 2020 nicht mehr als zehn – und die Lieferketten sind aufgrund des noch jungen Marktes noch nicht optimal. All dies schreckt viele Hanfbauern ab.

„Der Markt kann nur eine bestimmte Menge CBD vertragen. Deshalb ist er kaputt“, sagte Justin Eve, ein Landwirt und Hanfpflanzer aus Sutter County, Kalifornien, der im staatlichen Beratungsausschuss für industriellen Hanf sitzt. „Aber der Markt kann Viehfutter, Textilien, Kleidung, Öl und Papierprodukte vertragen.“

Tom Pires, ein Landwirt aus Kings County, Kalifornien, der eine Baumwollentkörnungsanlage in Riverdale, Kalifornien, betreibt, experimentiert gemeinsam mit einem Hanflieferanten, um Hanffasern herzustellen. Sein Ziel ist es, Hanf als Saatgut anzubauen, um die besten Sorten für das San Joaquin Valley zu finden, und dann die Landwirte dazu zu bringen, Hanf für die Fasergewinnung anzubauen.

Der Zugang zu gutem Saatgut ist der Schlüssel zum Anbau gesunder Pflanzen und zur Herstellung hochwertiger Hanfprodukte. Das Saatgut kann aber nur aus genetisch hervorragenden Vorlagen gewonnen werden. Laut Pew Environment fangen Forscher in den USA gerade erst an, beständige Ernten liefernden Hanfsamen zu entwickeln.

Landwirte dazu zu bringen, Hanf für Fasern und andere industrielle Materialien anzubauen, ist ein schwieriges Unterfangen. Pires erklärte, dass er auf der Suche nach Käufern sei, die einige Kosten vorausstrecken. Warum? Weil die Landwirte ein Sicherheitsnetz brauchen, um auf dem derzeitigen Markt Hanf anbauen zu können. Greg Tesch, ein Landwirt aus Kern County, sagt, dass er keinen Hanf mehr anbauen wird, es sei denn, er macht dies auf Vertragsbasis. „Wir sind Landwirte, wir spielen gerne, aber bei Hanf gibt es kein Glücksspiel mehr“.

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Pfüderi (CC0), Pixabay

Redaktion

Geschrieben von Red. LG
gepostet in Wirtschaft
am Sonntag, 10.07.2022

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